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Start with Why? Die Frage nach dem Warum

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Start with Why? Die Frage nach dem Warum

Lesezeit ca. 1:45 min

Wo man auch hinsieht oder hinhört in der Business-Welt dieser Tage, Simon Sineks Buch “Start with Why” ist – so scheint es – immer nur 5 Minuten entfernt. Die ausgesprochene oder unausgesprochene Frage nach dem “Why”, dem Warum des eigenen Tuns ist auf dem Weg, eine Art verpflichtendes Glaubensbekenntnis zu werden:

“Sag mir dein Why, sag’ ich Dir meins.”

 

Das Warum: Marketing-Instrument, aber…

Klar, auch bei Sinek wird aus dem Why, dem Warum, dem Grund, warum man etwas tut, schon nach kurzer Zeit ein Marketing-Instrument. Dennoch besitzt die naturgemäß leicht vernutzbare Aussage nach den Beweggründen des Tuns einer Person oder eines Unternehmens einen Kern, der über die Bedeutung eines guten Werbe-Claims (“Wir lieben Lebensmittel!”) hinausgeht.

Dass die gelingende Selbstverwirklichung maßgeblich davon abhängt, ob ich weiß, warum ich etwas tue und ob dieses Warum für mich etwas Wichtiges, Wertvolles darstellt, ist so wahr wie offensichtlich.

 

Der Niedergang des stillen Warum

Dennoch haftet dem öffentlichen Kundtun der Beweggründe für mein Tun hierzulande etwas eindeutig Kalifornisches an.

Proklamationen des Warum waren in Nachkriegs-Deutschland zugespitzt formuliert eigentlich nur etwas für den Bundespräsidenten und die Psychotherapie.

Wer hätte am Arbeitsplatz über die Gründe seiner Job-Wahl gesprochen? Über Gründe redet(e) man nicht, man hat(te) sie und außerdem hatte man zu tun. Und gesamtgesellschaftlich war die Begründungsebene bis ins späte 20. Jahrhundert ja auch ideologisch abgedeckt, in einer erstaunlichen Mischung aus Idealismus, Post-Kantianischer Naivität und hartleibiger Wurstigkeit.

Nach der Wende fielen – leider, muss man sagen – in Ost und West die Tabus. Es kamen “Ausländer raus” einerseits und “Gier ist gut” andererseits; die Vorläufer von “Lügenpresse” und “Geiz ist Geil” sozusagen.

 

Get rich or die tryin’

Im geschäftlichen Kontext schien die Frage nach dem Warum dennoch weiter beantwortet; mit 50 Cents “Get rich or die tryin'” war eigentlich alles gesagt. Und dann verkündete Bill Gates plötzlich, dass er nicht Millionen, was klassische “Charity” gewesen wäre, sondern Milliarden für soziale Zwecke umzueignen gedenke.

Mit verständlichem Misstrauen haben wir das beäugt. Seitdem sind einige Jahre ins Land gegangen und durch all die Website-tauglichen (und steuerlich sinnvollen) Plattitüden von “Corporate Social Responsibility” hindurch und im Einklang mit dem Selbstbewusstsein einer gutausgebildeten und erfolgsgewohnten jungen ökonomischen Elite manifestiert sich das latente, gesellschaftlich nicht mehr vorgegebene Warum als individualistische Frage, die zur Beantwortung zwingt.

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