Skip to main content

“Nein sagen” lernen gehört zur Selbstorganisation

| Andreas Kellner

“Nein sagen” lernen gehört zur Selbstorganisation

Lesezeit ca. 2:30 min

Fällt es Ihnen leicht, Nein zu sagen? Es scheint fast ein Kriterium, anhand dessen man Menschen in zwei Gruppen einteilen kann: In diejenigen, denen das Nein sagen leicht von der Hand (bzw. von den Lippen) geht, und diejenigen, denen das schwerfällt.

 

Die Angst vor dem Nein sagen

Sei es aus Angst vor den Reaktionen der Mitmenschen, der Kolleg:innen, der Vorgesetzten, sei es aus Schuldgefühlen heraus oder der Befürchtung, als egoistisch zu gelten:

Für viele von uns ist das Nein sagen harte Arbeit!

Gerade für diejenigen, die sich selbst als hilfsbereit, als gute Kolleg:innen, aufopferungsvolle Eltern, oder als “Macher:innen” sehen, bringt der Alltag viele Situationen mit sich, in denen wir lieber Ja sagen, auch wenn wir oft wissen, dass die richtige Antwort ein Nein wäre.

 

Nein sagen lernen als Aufgabe

In der Konsequenz sind die To Do-Listen vieler Menschen, denen das Nein sagen schwer fällt, übervoll. Und auch diejenigen Eltern unter uns, die versuchen, dem Nachwuchs – aus den besten Absichten heraus – alles Gewünschte zu ermöglichen, sind oft nicht weit von einem wichtigen Gedanken entfernt:

Wer bestimmt eigentlich über meine Zeit?

Nun sind Kolleg:innen, Kinder und Vorgesetzte natürlich drei Paar Schuhe und ich werde mir hier nicht anmaßen, Erziehungsratschläge zu geben. Ich stelle nur fest, dass sich die Ergebnisse zu häufigem Ja sagen für diejenigen, die es tun, ähneln.

 

Fremdbestimmt

Natürlich, das Gefühl, mich selbstlos geradezu für andere aufzuopfern, indem ich ihnen keine Bitte abschlage, ist auch eine Quelle von Selbstwert. Aber eine gefährliche. Denn das nach und nach damit fast automatisch einhergehende Gefühl, dass das eigene Leben zu einem großen Teil fremdbestimmt ist, ist – so sagt es uns die klinische Psychologie – oft einer der ersten Schritte in die (Burn out-) Depression (weitere Beiträge zu dem Thema “Zufrieden statt Burnout” finden Sie hier).

 

Nein sagen ist Teil der Selbstorganisation

Aber weit vorher ist aus meiner Sicht das Nein sagen ein wichtiger Bestandteil gelingender Selbstorganisation, der natürlich bei mir selbst beginnt: Muss ich jetzt ans Telefon gehen, oder kann ich das meinen Anrufbeantworter übernehmen lassen und dafür zuverlässig (und planbar!) zurückrufen?

Muss ich die 5 Minuten – die meistens eher 20 sind – für den:die Kolleg:in jetzt erübrigen oder kann ich sagen: “Nein, gerade ist es schlecht, aber wir können uns gern um 15 Uhr unterhalten!” Wenn ich meinen Alltag in den Griff bekommen will, gehört es dazu, sich abzugrenzen – der Tag hat nur 24 Stunden.

 

Konkret ist besser!

Und wenn es der:die Chef:in ist, der:die mir gegenüber steht? Lassen Sie mich vielleicht als Chef eines sagen: Auch ich höre ein Nein dann nicht gern, wenn mir kein konkreter Grund dafür präsentiert wird. Wenn mir aber eine:r meiner Mitarbeiter:innen seinen:ihren Tagesplan zeigt, aus dem hervorgeht, dass heute wirklich jede Minute verplant ist, sieht das schon anders aus. Es wird plötzlich konkret.

Und wenn dann noch kommt “Kann ich natürlich machen, aber dann sag’ mir bitte, was ich dafür auf morgen verschieben soll.”, dann ist aus einem potentiellen Ärgernis plötzlich ein sinnvoll vorbereiteter, entscheidungsreifer Vorschlag geworden. Und welche:r gute Chef:in schätzt das nicht?

Comments (1)

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kontakt aufnehmen

Agilement

E-MAIL
info@erhardt-kellner.de

TELEFON
+49 (0) 30 120 747 35

ADRESSE
Erhardt & Kellner GmbH
Ladenbergstraße 7
14195 Berlin

Amtsgericht Charlottenburg HRB 164246
Geschäftsführer: Dr. Andreas Kellner
USt.-ID: DE299002819